Zum Zeitstrahl
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1940er-Jahre

Nach Kriegsbeginn wurde der Spielplan der Festspiele deutlich reduziert, 1940 gar nur ein Rumpfprogramm mit einem Konzertzyklus der Wiener Philharmoniker angeboten. Am 1. April 1942 wurde die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde liquidiert und Clemens Krauss mit der Generalintendanz betraut. Die Aufführungen besuchten nun hauptsächlich beurlaubte oder verwundete Soldaten und Arbeiter aus Munitions­fabriken.

1943 verbot das Propagandaministerium den Titel „Festspiele“ und führte stattdessen den Salzburger Theater- und Musiksommer ein. Nach dem gescheiterten Bombenattentat auf Hitler am 20. Juli 1944 und dem darauf folgenden Erlass über den „totalen Kriegseinsatz“ verfügte Propagandaminister Goebbels, alle Festspiele im Deutschen Reich abzusagen. In Salzburg konnten 1944 noch ein Orchesterkonzert und die Generalprobe zu Richard Strauss’ neuester Oper Die Liebe der Danae stattfinden. Zu den Künstlern, die den Festspielbetrieb unter dem Hakenkreuz aufrechterhielten, zählten neben Clemens Krauss seine Dirigentenkollegen Karl Böhm und Hans Knappertsbusch.

Nach dem Krieg bemühte man sich unverzüglich um eine Wiederbelebung der Festspiele. Den Anstoß dazu gaben die amerikanischen Besatzer: Nur drei Monate nach Kriegsende fanden im Sommer 1945 wieder Festspiele statt. Ähnlich wie an der Zeitenwende 1918/20 spielten auch 1945 die Rückbesinnung auf den völkerverbindenden Gedanken der Gründungsväter und die Beschwörung einer neuen österreichischen Identität für Salzburg eine zentrale Rolle. Doch die maßgeblichen Künstler von damals waren vertrieben worden oder umgekommen. Als Dirigenten wurden Hans Swarowsky, Felix Prohaska, John Barbirolli, Charles Munch und Carl Schuricht verpflichtet, denn nach den Entnazifizierungsverfahren waren Künstler wie Wilhelm Furtwängler, Karl Böhm, Clemens Krauss oder Herbert von Karajan bis 1947/48 mit Auftrittsverboten belegt.

1946 kehrten Hofmannsthals Jedermann und die Wiener Philharmoniker zu den Festspielen zurück. Ebenfalls 1946 wurde Oscar Fritz Schuh erstmals als Regisseur verpflichtet, der in den Folgejahren den Spielplan mit zeitgenössischen Akzenten versah. 1948 wurde Gottfried von Einem Mitglied des Festspieldirektoriums und Ernst Lothar Schauspielchef. Und schließlich rückte ein Mann ins Rampenlicht, dessen Name für viele untrennbar mit den Salzburger Festspielen verbunden ist: Herbert von Karajan, der 1948 mit Glucks Orpheus und Eurydike erstmals eine Opernproduktion bei den Festspielen leitete.

Neben den Brüchen analog zur Zeitenwende lassen sich beim Neubeginn der Salzburger Festspiele aber auch viele Kontinuitäten auf personeller und inhaltlicher Ebene ausmachen.