- Porpora’s zwei größte Zöglinge waren die Kastraten Farinelli und Caffarelli, beide erhob ihr Gesang zu fürstlichem Ansehen und Reichthum. Solche Vorbilder lockten. Man ließ kastriren, zum Erstaunen. Der Geldregen reizte fast mehr als der Ruhm. Einer suchte den Andern zu überbieten an schäumenden Tonschnellgängen und köstlichen Trillerketten, wodurch die erstaunte Hörerschar in ungemessene Entzückung versetzt wurde.
Er war der Lehrer Farinellis und der Rivale Händels und Hasses. Als einer der schillerndsten Gestalten des musikalischen Barock hat Nicola Porpora der Opernentwicklung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entscheidende Impulse gegeben. Er wirkte in Italien — vor allem in seiner Heimat Neapel —, aber auch in London, Dresden und Wien, wenn auch nicht immer mit großer Fairness seinen Komponistenkollegen gegenüber, wohl aber stets auf die Entfaltung elementarer musikalischer Schönheiten bedacht. Mit Gesangsstimmen wusste er umzugehen, sowohl was ihre Ausbildung als auch ihren effektvollen Einsatz betraf. Zum Jahresbeginn 1735 schrieb er für die Opera of the Nobility, die als Konkurrenzunternehmen zum Opernimperium Händels in der britischen Metropole aufgebaut worden war, die Opera seria Polifemo, die mit Farinelli in der Rolle des Aci uraufgeführt wurde.
Das Libretto von Paolo Rolli basiert auf zwei bekannten griechischen Mythen, die beide mit dem Zyklopen Polyphem verknüpft sind: die Geschichte um die Nymphe Galateia und den Hirten Akis sowie die Begegnung mit Odysseus, die für den einäugigen Riesen wenig vorteilhaft ausgeht. Porpora schuf für die vielfarbigen Szenen eine Musik von großer Ausdruckskraft und Virtuosität, die ihre Wirkung auf das zeitgenössische Publikum nicht verfehlte.